Flugblatt: Wir scheißen auf »best-cost-countries«!

Dieses zweite Flugblatt wurde als Ergänzung zum ersten die Woche drauf von Arbeiter_innen in der Halle 8 (Lackiererei) im Magna Steyr Werk Thondorf/Graz verteilt. Die Führungskräfte sammelten sie aber ziemlich schnell wieder ein und sprechen erste Drohungen aus. Es brodelt in der „verborgenen Stätte der Produktion“!

Wir scheißen auf »best-cost-countries«!

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Das erste Flugblatt löste positive Reaktionen unter uns Arbeiter_innen aus. Sogar in der Halle 82 wissen unsere Kolleg_innen schon, dass in unserer Halle »mal jemand den Mund aufmacht und für die Arbeiter_innen ist«. Gut so! Redet weiter mit euren Kolleg_innen darüber! Es ist total wichtig, dass wir weiter miteinander reden, denn nur so geht die beschissene Angst weg, die uns alle lähmt und die dazu führt, dass wir uns »von denen da oben« alles gefallen lassen.

Auf dem Mitarbeitertreffen verkündete das Management, was alle schon wussten: Ab Mai kommt das neue Schichtmodell mit einer »Nettoarbeitszeit« von 8,5 Stunden pro Tag. Das heißt, dass wir 9 Stunden in der Bude sind. Wir werden in verschiedene »Teams« eingeteilt und arbeiten mal vier, mal fünf und, wenn es ganz blöd läuft »in seltenen Fällen und Vormittags«, sechs Tage die Woche. Viele Fahrgemeinschaften werden zerrissen, viele Kolleg_innen neu zusammengewürfelt, unser Familienalltag und unsere Freizeit müssen neu angepasst werden, einige Leute werden entlassen (bewusst kein Wort davon auf dem Mitarbeitertreffen!), usw.

Dazu kommt, dass bestimmte Zulagen, etwa die Schmutzzulage auf Finish 2, wegfallen. Das gehört wohl zum Sparpaket der Regierung: Für die Banken gibt’s Milliarden, für die Unternehmer Subventionen und Steuervergünstigungen – und wir sollen mehr arbeiten und auch noch blechen: Mehr Abzüge und mehr Ausgaben für Sprit, Heizen, Lebensmittel, …

Im Brief von G. Apfalter steht, dass die letzten Lohnerhöhungen zu hoch waren, dass das nicht gut für »unsere« Wettbewerbsfähigkeit ist, usw. Dabei geht es aber um was ganz anderes! Auch bei BMW, Daimler und Audi sagen sie den Arbeiter_innen, dass sie »wettbewerbsfähiger« werden müssen, sie erzählen überall die gleiche Scheiße. Es geht ganz einfach darum, dass sie uns Arbeiter_innen immer mehr wegnehmen müssen, um in den nächsten Jahren überhaupt noch irgendwelche Gewinne machen zu können; die sie dann – weil es gut für die Aktionäre und die Propaganda ist – als »Rekordgewinne« breit verkünden können. Die Autoindustrie und mit ihr der ganze Kapitalismus ist in der KRISE und es ist weit und breit keine Besserung in Sicht. Früher oder später machen sie die Serienproduktion in Graz sowieso dicht, nur der ganze Know-How und Forschungbereich bleibt bestehen; das Werk in Osteuropa soll Graz ersetzen (aber auch dort steigen die Löhne rasant!), das weiß jede_r, es sagt nur niemand. Den Chefs geht einfach die Düse, sie haben keinen Plan mehr, sie leben nur noch von einem Tag in den nächsten und hoffen, dass es alle anderen, nur nicht sie, trifft!

Frank Stronach sagt in einem Interview im neuen Primus, dass er Angst vor einem »Klassenkampf« hat. Wir nicht! Sie versuchen die Banken und ihre Ärsche mit immer noch mehr (Steuer-)Geld zu retten, sie versuchen uns immer mehr Arbeit bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit aufzubrummen, usw. – aber uns rettet kein Geld, keine Regierung, auch keine neuen Arbeitsplätze (die sowieso niemals kommen!).

Uns rettet nur, wenn wir zusammenhalten,
ihren Lügen nicht mehr glauben
und nachdenken,
was wir der täglichen Ausbeutung entgegensetzen könnten.

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